Nach den ersten Tagen wird es auf einmal vertrauter, ja richtig schön. Und wenn Du nach 14 Tagen am Hafen von Helsinki “Auf Wiedersehen” sagst, hast Du ganz sicher eine kleine Träne im Auge. Ganz heimlich still und leise hat sich dieses Land in Dein Herz geschlichen und lässt Dich nicht mehr los!
Rovaniemi
Rovaniemi ist die Hauptstadt Lapplands und Heimat des Weihnachtsmannes. Allein diese beiden Attribute lassen schon ahnen, dass ein Besuch in der Stadt vor allem im Winter schön ist. Dazu kommt die Lage unmittelbar am Polarkreis, dem 66. Breitengrad Nord. Im Winter ist es hier ein Eldorado für die Nordlichtbeobachtungen. Die tief verschneiten Wälder bilden eine einmalige Kulisse. Allerdings ist es dann auch bibbernd kalt. -15 Grad sind keine Seltenheit.
Im Sommer ist Rovaniemi ehrlich gesagt unspektakulär und war vielleicht auch einer der Gründe, weshalb die große Begeisterung erst einmal ausblieb. Nach mehreren Tagen in der nordschwedischen Einsamkeit ist es fast schon zu viel Stadt auf einmal. In der Innenstadt gibt es ein paar nette Cafés und Restaurants. Wenn Du einmal typisch finnisches Essen probieren möchtest, schau unbedingt im Restaurant Nili vorbei. Leider hatte es während unseres Besuchs geschlossen, aber es wurde uns von vielen Einheimischen empfohlen. Wir haben stattdessen im Restaurant Ravintola Monte Rosa gegessen: Rentiergulasch mit Preiselbeeren, Kartoffelpüree und sauen Gurken. Ein wirklich leckerer Klassiker. Köstliche Bubble-Waffel-Eis-Kreationen gibt es nur wenige Meter weiter im Café Bar 21. Bei schlechtem Wetter lockt auf jeden Fall ein Besuch im Artikum, einem weit über die Region hinaus bekannten Museum rund um arktische Gebiete und Lappland im Speziellen.
Nur etwa 10 Autominuten nördlich von Rovaniemi ist es dann soweit: Du überquerst den Polarkreis und quasi direkt im Wohnzimmer des Weihnachtsmannes. Das Santa Claus Village ist der wahr gewordene Weihnachtstraum für alle Kinder und Weihnachtsliebhaber. Es ist völlig surreal hier mitten im Sommer Jingle Bells aus den Lautsprechern zu hören. Aber im Winter hat es natürlich einen ganz anderen Charme.
Wer mag kann den Weihnachtsmann in seinem Wohnzimmer besuchen und ein paar Worte mit ihm wechseln. Er begrüßt alle Besucher in der jeweiligen Landessprache (die zuvor von einem fleißigen Weihnachtswichtel abgefragt wird). Der Kauf des entsprechenden Fotos oder Videos mit dem Weihnachtsmann ist freiwillig – die Preise sind gesalzen. Im Postamt des Weihnachtsmannes können Briefe aus aller Welt bestaunt werden. Millionen Briefe erreichen den Weihnachtsmann jedes Jahr und sie werden – sofern der Absender lesbar zu erkennen ist – auch alle beantwortet. Wer pünktlich zu Weihnachten einen Gruß vom Weihnachtsmann erhalten möchte, kann ein entsprechendes Formular ausfüllen und darf sich auf die Feiertage freuen. Sicherlich ist das Santa Claus Village vor allem eine Touristenattraktion. Aber wer ein bisschen Kind in sich spürt wird es auf jeden Fall nicht bereuen. Der Eintritt ist kostenlos.
Oulu
Oulu, die fünftgrößte Stadt Finnlands, war für uns nur ein Zwischenstop aus Lappland in Richtung der Nationalparks und Seengebiete in Mittel- und Südfinnland. Nachdem wir morgens in Rovaniemi noch am Polarkreis den Weihnachtsmann besucht haben, ging es in ca. 3 Autostunden südlich Richtung Oulu. Abends angekommen haben wir uns die Stadt nicht mehr angesehen, sondern nur noch unser gemütliches AirBnB am Stadtrand bezogen. Die Innenstadt, die Domkirche und andere prachtvolle Gebäude im Zentrum sind aber auf jeden Fall einen Bummel wert.
Rokua Nationalpark
Für alle Nationalparks in Finnland gilt: Du kannst Dir über die allgemeine Website alle nötigen Infos für Deinen Besuch zusammenstellen. Wanderkarten, Übernachtungstipps und ausführliches Infomaterial steht online bereit. So auch zum Rokua Nationalpark, für den wir einen halbtägigen Zwischenstop eingeplant haben. Vom Parkplatz des Rokua Health & Spa Hotels haben wir die kleine Rundwanderung Harjunpolku unternommen.
Paltamo | Jättiläisenmaa
Je weiter es Richtung Süden geht, desto schöner wird die finnische Natur im Sommer. Rund um Paltamo haben wir uns für zwei Tage Wandern entschieden – und wurde jäh daran erinnert, dass wir noch mitten im Mückenrevier sind. Nach einigen regenreichen Tagen kehrte kurz die Sonne zurück – und mit ihr die Mücken. Zu tausenden schwärmten sie durch die Wälder und Sümpfe. Wir haben in diesen zwei Tagen jeder über 50 Stiche gehabt. Danach aber keinen einzigen mehr in den restlichen 12 Tagen Finnland. Wichtig: Lange Baumwoll-Kleidung, Hosen in die Schuhe stecken und Hände und freie Hautpartien mit Anti-Mücken-Spray einsprühen. Auch ein Mückennetz über dem Kopf kann hilfreich sein.
Davon abgesehen haben wir im Bird House Hotel Jättiläisenmaa von Anja und Vesa ein echtes Kleinod gefunden. Circa 10 Minuten bergauf von der Hauptstraße entfernt überblicken wir von hier oben endlose Wälder und große Seen wie den Kivesjärvi. Es gibt vier ausgewiesene Wanderrouten rund um das Resort, die durch Wälder und entlang von vielen kleinen Seen führen. Außerdem werden zu den entsprechenden Jahreszeit Pilz- und Beerensafaris, Anglerausflüge, Golf, Fatbike-Touren, Reitausflüge, Eisfischen, Schneeschuhwanderungen und Ski-Touren angeboten. Das tägliche Frühstück ist ein wirkliches Highlight: Anja zaubern hausgemachte Quiches, Torten, köstlich weiche Pullas und vieles mehr auf den Tisch.
Koli Nationalpark
Der Koli Nationalpark im Osten Finnlands ist ein wahrer Schatz an Natur-Highlights. Endlose Wälder und Seen – okay, das allein ist noch nichts besonderes. Aber die Wanderung hinauf und die Aussicht vom Hügel Ukko Koli machen einen Besuch auf jeden Fall zu etwas Besonderem. Die Aussicht ist wunderschön und spätestens hier merkt man das erste Herzklopfen, wenn man an Finnland denkt. Die klare, satte Luft in den Wäldern, die vielen Birken und Fichten, die in dieser Kombination nahezu einzigartig sind.
Weiter geht es dann zu verschiedenen Bauernhöfen, die über eine hübsche Rundwanderung zu erreichen sind. Besonders schön ist die Mattila Farm mit dem Café Kolin Keidas. Hier kann man nicht nur übernachten, sondern auch köstlich brunchen.
Savonlinna
Mitten in der finnischen Seenplatte liegt Savonlinna – für uns einer der schönsten Orte auf unserer Finnland-Reise. Die Gegend war auch im Sommer nahezu mückenfrei und spätestens hier wird klar, wieso Finnland das Land der 1.000 Seen genannt wird. Es ist einfach überall Wasser, kleine Seen und große Seen reihen sich endlos aneinander und dazwischen erstrecken sich die wunderschönen finnischen Wälder. Wir haben die vielen lichten Birkenwälder ja schon rund um den Koli Nationalpark ins Herz geschlossen. Auch hier gibt es zahlreiche Wandergebiete, die zum tagelangen Entdecken, Kanu fahren, Angeln oder einfach Seele baumeln einladen. Natur pur! Besonders gut hat uns Gegend rund um Punkaharju gefallen.
Sysmä
Von Savonlinna nach Helsinki wollten wir noch einen Zwischenstop einlegen. Wir wählten das Wandergebiet im Päijänne National Park rund um Pulkkilanharju aus. Wir haben rund 30 Autominuten nördlich des Päijänne National Parks, im Guesthouse Kivitatti übernachtet. So spontan war leider keine Unterkunft mehr entlang der Route zu bekommen (südlich des Nationalparks zu übernachten würde auf der Route nach Helsinki liegen).
Von Sysmä aus legen wir auf dem Weg nach Porvoo einen Fotostop am See Kiikunlähde in Hollola ein. Der See ist der einzige Finnlands, der aus einer natürlichen Quelle gespeist wird, und liegt mitten im Nirgendwo in einem kleinen Waldgebiet und ist auf den ersten Blick unscheinbar. Wenn Sonnenlicht auf den See fällt, strahlt er türkisblau und man kann tief bis unter die Wasseroberfläche blicken. Der See ist nur zu Fuß zugänglich (bitte beachte die Privatsphäre der Anwohner und nutze den ausgeschilderten Parkplatz). Baden im See ist natürlich auch verboten.
Porvoo
Porvoo, die zweitälteste Stadt Finnlands, liegt rund 40 Autominuten östlich von Helsinki und ist ein beliebter Tagesausflug von der finnischen Hauptstadt. Das historische Viertel ist bekannt für seine roten Holzhäuser entlang des Flusses und die vielen hübschen kleinen Interior-Shops, mit deren hübschen Dingen man sein Zuhause am liebsten komplett neu einrichten würde. Wer nicht mit dem Auto hinfahren möchte, kann auch den Bus oder das Schiff nehmen. Mit der M/S J. L. Runeberg kannst Du einen entspannten Tagestrip nach Porvoo unternehmen: 3,5 Stunden Fahrt mit dem Schiff, 2 Stunden Aufenthalt in Porvoo und dann mit dem Schiff entspannt wieder zurück schippern.
Wir haben uns natürlich die roten Lagerhäuser am Fluss angeschaut und haben dann den sehr warmen Sommertag in einem der hübschen Cafés ausklingen lassen. Im Café Postres sind wir überfordert mit der großartigen Auswahl. Verschiedene herzhafte und süße Leckereien, Milkshakes, Smoothies, Obst, Salate, Sandwiches …
Helsinki
An Helsinki hatten wir keine Erwartung. Es ist nicht so schön wie Stockholm, nicht so schön wie Kopenhagen aber vielleicht ein bisschen wie Oslo. So in etwa war unsere Vorstellung von der finnischen Hauptstadt. Nach Tagen voller Natur ist ein Besuch in jeder Stadt erst einmal ein kleiner Kulturschock. Wir nutzen den ersten Abend, um uns ein wenig mit dem pulsierenden Stadtleben anzufreunden. Denn Helsinki ist jung, modern, hipp, urbanes Leben in einem sonst so ruhigen Land.
Ein Besuch der ehemaligen Festungsinsel Suomenlinna ist ein Muss bei einem Helsinki Besuch. Hier findest Du Einblicke in Helsinkis Geschichte und die Ruhe, die das Stadtleben vermissen lässt. Bummeln über die Insel, Sonnenbaden an den Stränden, Lesen auf den vielen Wiesen oder eine Besichtigung und Führung durch die ehemaligen Festungsanlagen. Suomenlinna bietet genug Programm für einen ganzen Tag.
Den Rest der Stadt haben wir uns über verschiedene Spaziergänge angeschaut. Natürlich führt kein Weg am Dom von Helsinki vorbei. Auch die Uspenski-Kathedrale, die im Abendrot besonders rot leuchtet ist einen Besuch wert. Etwas außerhalb der Innenstadt liegt eine große Parkanlage mit dem Sibelius-Denkmal – ein beliebtes Fotomotiv. Unweit davon ist das hübsche Regatta-Café, unübersehbar in einem roten Holzhäuschen direkt am Wasser.
Warst Du schon einmal in Finnland? Wo hat es Dir ganz besonders gut gefallen? Noch mehr Tipps zu Finnland findest Du in unserer Kategorieübersicht.
Was für ein schöner Bericht! Wie habt ihr eure Unterkünfte gebucht? Habt ihr einen Tipp?
Danke dir, liebe Ann! Wir haben über Airbnb oder booking.com gebucht. Anders als auf unseren früheren Roadtrips haben wir während unserer Elternzeit-Tour sehr spontan gebucht. Mit den beiden Plattformen waren wir maximal flexibel.
Ihr lieben, vielen Dank für diesen tollen Blogeintrag und die tolle Route.
Wir reisen aktuell durch Europa und kamen von Norwegen über Schweden in Oulu an. Da haben wir euren Beitrag dank google gefunden und sind einfach eure Route nachgefahren.
Wirklich eine tolle Strecke. Vor allem haben uns die Nationalparks sehr gefallen. Wir haben uns nur ein bisschen mehr Zeit gelassen und etwa 4 Wochen gebraucht.
Vielen lieben Dank nochmal und ganz liebe Grüße aus Estland mittlerweile :)
Hallo!
Ein wirklich toller Bericht! Könnt ihr noch grob einschätzen, wie viel euch diese 14 Tage gekostet haben? Sind die Flüge, Unterkünfte und alltägliche Dinge wie Essen und Trinken eher teuer?
Viele liebe Grüße!
Hallo Feli,
puh, schwierig zu sagen. Eine genaue Summe kann ich dir spontan nicht nennen. Das Preisniveau ist deutlich moderater als in den anderen skandinavischen Ländern.
Die Flügen kannst du je nach Saison schon recht kostengünstig bekommen. Insgesamt würde pro Tag pro Person mit mindestens 100€ rechnen. In der Hauptsaison im Sommer kann es auch gut mal auf 150€ pro Tag steigen.
Es gibt auf jeden Fall bei den Unterkünften gute Möglichkeiten auch zu sparen und sich günstigere Hostels z. B. zu suchen. Habt ihr denn ein fixes Budget für diese Reise?
Wow, eine wundervolle Reise mit dem Auto. Mal schauen wie weit der Weg von St. Gallen direkt ist. Eventuell kommt dann so eine Reise für das nächste Jahr in Frage… Vielen Dank für den Tipp! ;)
Hallo. Wir planen aktuell eine Reise nach Finnland Anfang Oktober. Unser Sohn macht derzeit ein Auslandssemester in Lappeenranta, wo wir ihn gerne besuchen wollen. Natürlich wollen wir aber auch so viel wie möglich sehen von Finnland. Daher überlegen wir gerade, was wir alles unbedingt sehen und erleben wollen. Und so bin ich auf diesen Blog gekommen. Wir hatten überlegt bis helsinki zu fliegen, 2-3 Nächte in Helsinki, weiter nach Lappeenranta (über Porvoo), 2-3 Nächte in Lappeenranta (Seenplatte), und dann eventuell weiter bis hoch nach Roviniemi und von dort zurück fliegen. Also im Grunde eure Reise umgekehrt. Wir haben aber nur 10 tage Zeit insgesamt, und insofern stellt sich mir die Frage, ob man die Strecke Lappeenranta-Roviniemi mit einer Zwischenübernachtung machen kann und ob das Sinn macht? Und wenn ja, wo am besten? Über Tipps würde ich mich freuen! Danke.
Hallo Nicole,
das klingt nach einer tollen Reise – aber die Strecke von Lappeenranta bis Rovaniemi bedeutet mindestens 9 Stunden reine Fahrzeit. Es gibt dort auch nur Landstraßen und das zieht sich ganz schön. Eine Zwischenübernachtung könnte z. B. Paltamo sein. Aber um ehrlich zu sein würde ich nicht 2 Tage quer durchs Land fahren, um dann von Rovaniemi zurückzufliegen.
Wie wäre es, wenn wir stattdessen länger in Südfinnland bleibt und maximal bis Kuopio hoch fahrt und den Koli Nationalpark noch mitnehmt? Savonlinna ist noch wunderschön, da gibt es so viel zu sehen und erleben. Auch von Tampere aus kommt ihr per Flugzeug zurück.
Viele Grüße und viel Spaß in Finnland!!