Die letzten Tage standen ganz im Zeichen der vulkanischen Aktivität rund um den Myvatn See. Auf der Weiterfahrt nach Egilsstadir legten wir noch einen Zwischenstop in der Nähe des Vulkans Krafla ein und erlebten mit dem Selfoss und Dettifoss zwei der größten und mächtigsten Wasserfälle der Insel.
Myvatn von oben | Der Krater Hverfjall
Vor der Abreise aus der Myvatn Region sind wir heute Morgen noch einmal mit Rucksack und Kamera auf den Kraterrand des Hverfjall gestiegen. Aus Richtung Süden kommend biegt man von der Straße 848 rechts Richtung Hverfjall ab und folgt der Schotterpiste bis zum kleinen Parkplatz an der der Nordwestseite des Kraters. Von hier ist der Aufstieg auch mit Gepäck auf dem Rücken in weniger als 15 Minuten zu schaffen. Der Hverfjall ist ein sogenannter Explosionskrater, der durch das Aufeinandertreffen von Lava und Grundwasser entstanden ist. Selbst wenn man dort oben steht sind die Naturgewalten hinter diesem Krater kaum vorstellbar!
Der Krater hat einen Durchmesser von einem guten Kilometer und auf einem schmalen Pfad kann man den Hverfjall umrunden. Dabei gibt es zwischendurch auch immer ein paar steil ansteigende und abfallende Wegabschnitte, aber die Aussicht belohnt einen sicherlich. Für Höhenangstgeplagte ist die Umrundung aber nur bedingt zu empfehlen.
Im Schatten von Krafla
Unsere Fahrt führte heute wieder am Solfatarenfeld Hverir vorbei und wir machten noch einen kurzen Abstecher in Richtung des Geothermalkraftwerks in der Nähe des Vulkans Krafla. Kurz hinter Hverir biegt man links ab auf die 863 Richtung Krafla. Folgt man der Straße so führt diese zunächst geradeaus am Kraftwerk vorbei und dann ein kleines Stück den Berg hinauf. Von hier oben hat man eine tolle Aussicht auf die Rohrleitungen des Kraftwerks.
Der Kratersee Viti
Nur ein Stück weiter liegt ein Parkplatz direkt am Fuß des Viti – einem vulkanischer See. Das Wasser ist je nach Sonnenstand und Wolkendichte dunkelblau bis wunderschön türkisblau. Kaum zu glauben, dass der Name des Sees übersetzt so viel bedeutet wie „Hölle“. Jedoch ist die Entstehung von Viti keineswegs so idyllisch wie es scheint: Durch eine gewaltige Gasexplosion entstand der 320m breite Explosionskrater und die vulkanischen Aktivitäten rund um Krafla sind bis heute noch nicht erloschen.
Die Gegend um Krafla bietet noch einige Highlights, die wir leider diesmal aussparen mussten. Wer noch nicht genug hat von schwefeligen Dämpfen, dem empfehlen wir einen Besuch des Leirhnjukur Vulkans ein Stück westlich von Viti. Hier finden sich ebenfalls zahlreiche brodelnde und blubbernde Schlammtöpfe und es dampft an vielen Stellen aus der Erde. Die markierten Wanderwege und Holzstege sorgen dafür, dass niemand unbedacht in den (Schlamm)Kopftopf fällt.
Selfoss – Der kleine Bruder vom Dettifoss
Unser Weg führte uns zurück auf die Ringstraße und nach ca. 20 km ging es links auf die 862 zum Dettifoss. Nach 24 km führt diese geteerte Straße zu einem Parkplatz von dem aus man auf einem schönen 2,5 km langen Rundweg sowohl den Selfoss als auch seinen großen Bruder, den Dettifoss, erblicken kann. Zur Zeit gibt es am Parkplatz nur ein paar Dixiklos, aber wahrscheinlich dauert es nicht mehr lange bis hier ein richtiges Visitorcenter steht.
Wir entscheiden uns zunächst den Selfoss zu besichtigen, der mit jedem Schritt dorthin imposanter wirkt. Irgendwie malerisch und schön aber gleichzeitig unglaublich kraftvoll stürzt das Wasser hier 10 Meter in die Tiefe. Haarnadelförmig verläuft die Schlucht in die sich die Wassermassen ergießen, sodass man das Gefühl hat, dem ganzen Spektakel immer noch einen Schritt näher kommen zu wollen.
Auch auf der anderen Seite des Flusses sieht man Menschen, jedoch ist es gar nicht so leicht die Ostseite der Wasserfälle zu besuchen. Dorthin gelangt man über die Straße 864, die jedoch mitnichten geteert ist und für normale PKW durchaus eine Herausforderung sein kann.
Dettifoss – Der mächtigste Wasserfall Europas
Nach einem kurzen Fußweg blicken wir von oben auf den Dettifoss. Von hier oben sah es schon unglaublich beeindruckend aus. Der Fluss verläuft unruhig und wild und stürzt sich dann schräg einfach ins Nirgendwo. Der Wasserfall ist zwar nur“ 44 Meter hoch und auch „nur“ 100 Meter breit aber je näher wir zur Abbruchkante gehen desto beeindruckender wirkt er auf uns und macht seiner Bedeutung als „stürzender Wasserfall” alle Ehre.
Vielleicht weil man die Dimensionen der Schlucht von hier oben nicht sehen kann oder weil der Fluss an dieser Stelle auch sehr unruhig ist. Zusammen mit dem wolkenverhangenen Himmel und der Gischt, die nur dann und wann einen Blick in die Schlucht erhaschen lässt wirkt der Dettifoss so geheimnisvoll. Man spürt förmlich eine innere Unruhe wenn man auf das herabfallende Wasser schaut und wahrt eine natürliche Distanz. Dieser Wasserfall ist fesselt uns und strahlt eine Kraft aus, wie wir sie nur selten erlebt haben.
Je nach Wind und Wetter kann man mal mehr und mal weniger weit in die Schlucht blicken, in die der Dettifoss stürzt. Die Gischt legt sich wie ein Nebelschleier über die Felsen und sorgt für die extra Prise Mystik.
Auf geht’s Richtung Osten
Die Fahrt bis Egilstadir entpuppt sich als eine der schönsten Touren unserer bisherigen Route. Man sieht so gut wie kein Auto und erlebt eine tolle Mischung aus schöner weiter Landschaft, hohen grünbewachsenen Lavabergen und kleineren Schluchten. Man kann sich hier einfach nicht sattsehen an der Schönheit der Landschaft und hinter jedem Stein und jeder Kurve scheint es etwas Neues zu geben.
Die Suche nach dem Seeungeheuer | Egilsstadir
Egilsstadir ist klein aber fein und unsere Unterkunft für heute eine wirklich lohnende Adresse. Die Edda-Hotels sind umgebaute Schulen, die in den Sommermonaten als Ferienunterkünfte genutzt werden. Unser Zimmer hat einen schönen Ausblick auf den See Lagarfljót (in dem angeblich ein Seeungeheuer leben soll). Außer dem charmanten Kunstobjekt am Seeufer haben wir aber nichts Ungewöhnliches entdecken können.
Unser Abendessen im Egilsstadir Guesthouse lässt wieder einmal keine Wünsche offen. Der „Catch of the Day“ ist wie so oft Kabeljau, der mit zweierlei Kartoffelpüree, grünem Spargel und leckeren Rotweinzwiebeln mindestens so gut ist wie der Seesaibling mit Fenchelgemüse, Erbsen, Möhren und Buttersauce. Der Nachtisch war dann die Kirsche auf der Sahnehaube (oder besser die Himbeere). Wir schlemmten Schokoladenkuchen mit Himbeersorbet, Himbeermousse und Himbeerpüree und Skyr Panna Cotta mit Eiscreme…
Zahlen & Fakten zum Tag
Start/Ziel | Myvatn/Egilsstadi |
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Gefahrene Strecke | ca. 250 km |
Unterkunft | Edda-Hotel |
Restaurant | Egilsstadir Guesthouse |
Aktivitäten | Wanderung auf den Krater Hverfjall Kratersee Viti / Geothermalkraftwerk Krafla Wasserfälle Selfoss & Dettifoss Fahrt nach Egilsstadir |