Enthält Werbung | Nähert man sich dem gigantischen Vatnajökull Gletscher wird man ehrfürchtig vor der Masse aus kilometerdickem Eis, die einen Großteil der südöstlichen Landfläche Islands bedeckt. An einem verregneten Tag wie dem diesjährigen Valentinstag blicken wir auf den grauen milchig-sumpfigen Gletscher, der so gar kein einladendes Bild abgibt. Statt im dichten Regen über Geröll zu stapfen, sollten wir lieber vor dem warmen Ofen hocken. Aber so viel sei verraten: Alle Mühen haben sich gelohnt. Ein Valentinstag in einer Eishöhle sollte jeder mal erlebt haben …
Sisyphos-Traum: Islands Straßen im Winter
Früh morgens machten wir uns im gut 200 km entfernten Vík im Süden Islands auf den Weg. Die Straßen- und Wetterverhältnisse waren unterirdisch. Bei Nebel, starkem Regen und vereister Straße gehört man im Winter hier einfach nicht auf die Straße. Nach einer guten Stunde waren wir in Kirkjubæjarklaustur. Dieser Name scheint im Winter noch schwerer über die Lippen zu gehen als im Sommer. Waren wir wirklich erst eine Stunde unterwegs? Es fühlt sich an wie fünf.


“Das Wetter ist ganz gut …”
Wir rutschten ständig auf der Fahrbahn hin und her, wurden von dicken Jeeps mit noch dickeren Reifen rabiat überholt und waren kurz davor umzukehren. Dann wären aber nicht nur die teuren Tour-Tickets, sondern auch die Erfahrung futsch gewesen. Ein Anruf bei unserem Guide war der Versuch eine Bestätigung dafür zu bekommen, dass es wirklich verrückt ist bei diesem Wetter unterwegs zu sein. Aber die fröhliche Stimme am anderen Ende der Leitung ermunterte uns weiterzufahren. „Nur noch 100 km seid ihr weg? Na, dann seid ihr sicherlich eher da als ich. Ich bin gerade auf der Vormittags-Tour unterwegs und das Wetter ist ganz gut. Ein wenig Regen, aber keine Sorge, wir starten später auf jeden Fall.”
Äh, nur noch mal zusammengefasst: Ein wenig Regen, das Wetter ist ganz gut? Wir sehen vor uns, neben uns, um uns nur graue Suppe, „schleichen” und rutschen mit 70 Stundenkilometer über die Ringstraße und haben das Gefühl in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Es muss isländischer Humor sein, dieses Wetter als „ganz gut” zu bezeichnen.
Wir beißen auf die Zähne und fahren weiter. Irgendwann wird die Straße tatsächlich ein wenig besser. Wir sind bestimmt schon 5 Minuten nicht mehr gerutscht. Das Knirschen der vereisten Straße ist dem sanften Dahinrollen auf nassem Asphalt gewichen. Und schießlich taucht sie links neben uns auf: Die Gletscherlagune Jökulsarlon, wir sind fast am Ziel. Die Lagune ist weitgehend zugefroren, kaum Eisberge sind in Bewegung und bei dem milchig-grauen Wetter ist es hier ohnehin ungemütlich. Treffpunkt für die Tour in die Eishöhle ist am Hali Country Hotel, ca. 15 km östlich von Jökulsarlon in Richtung Höfn.

Querfeldein bis zum Gletscher
Zunächst führt die Fahrt im dicken Geländewagen zurück Richtung Gletscherlagune. Wenige Kilometer vor Jökulsarlon biegen wir rechts auf eine Schotterpiste ab und fahren querfeldein über eine ausgewaschene Piste auf den Vatnajökull Gletscher zu. Der immer stärkere Regen spült nach und nach Schnee und Eis von der Piste und dem umliegenden Gletschergestein. Die letzten Meter bis zum Eingang der Northern Lights Ice Cave bewältigen wir zu Fuß. Ausgestattet mit Helm machen wir uns auf den Weg und sind auch hier schon dankbar für die Routenführung durch unsere Guides. Der starke Regen macht aus kleineren Pfützen schon teils knöcheltiefe Gruben, die für vorzeitig kalte Füße sorgen können.
Wunderwelt Eishöhle
Plötzlich und unscheinbar liegt auf einmal ein Riss, eine Kante, ein kleines Loch vor uns. Von außen ist zunächst kaum etwas zu erkennen. Das Regenwasser tropft in kleinen und größeren Rinnsalen von der Decke herunter und man muss sich unter der Eiskante ducken, um in das Innere der Eishöhle zu gelangen. Meter für Meter offenbart sich ein Meisterwerk der Natur aus türkis- bis weißlich schimmerndem Eis. Ein kristallines Gewölbe, das in den schönsten Blautönen leuchtet – atemberaubend! In der Mitte sammelt sich auf dem Boden eine gewaltige Wassermasse, die man ebenfalls großzügig meiden sollte. Vorsicht ist auch am hinteren Ende geboten wo man Stein und Eis nicht mehr auseinander halten kann.


Das Innere der Höhle ist ein fragiles Wunder. Jedes Jahr aufs neue wird die Höhle auf Sicherheit und Begehbarkeit überprüft. Im linken Teil der Höhle ist die Decke nur wenige Meter noch dick, dort ist es zu gefährlich, da jederzeit natürlich auch ein Stück herausbrechen kann. Die Helme auf unseren Köpfen dienen auch weniger dem Schutz vor eben jenem Ereignis, sondern fangen die Stöße am Kopf ab, die man zwangsläufig erleidet wenn man sich an der ein oder anderen Stelle nicht tief genug duckt.
Vatnajökull | Der größte Gletscher Europas
Nach ca. 30 Minuten kann man auf Wunsch mit einem der Guides die Eishöhle am hinteren Ende verlassen und den Vatnajökull Gletscher aus der Nähe bestaunen. Riesige Brocken, zumeist schwarz aufgrund von Asche, aber auch mit weißlichen und türkisen Stellen zwischendurch türmen sich vor uns auf. Schließt dort einfach mal die Augen und lauscht. Knacken, dumpfes Grollen, Knirschen … die akustische Kulisse ist einmalig. So starr und unbeweglich diese Brocken aussehen: Der Gletscher lebt und ist in Bewegung.

Wo finde ich Anbieter für Eishöhlen-Touren?
Bei Guide to Iceland findest Du eine große Auswahl an Eishöhlen und Gletscher-Touren in Island. Besonderer Vorteil: Viele der Touren sind organisiert und Du musst dich nicht um die An- und Abreise kümmern. Das isländische Wetter ist unberechenbar und gerade im Winter kann es schnell eine unangenehme Überraschung geben. Übrigens: Für echte Abenteurer bietet Guide to Iceland auch mehrtägige Touren in Eishöhlen oder Kombipakete an in denen Eishöhlen und andere Highlights aus Islands wilder Natur erkundet werden.
Tolle Eindrücke bekommst Du auch bei verschiedenen Bloggern, die schon einmal die zauberhafte Welt der Eishöhlen erleben durften. Schau für noch mehr tolle Bilder unbedingt bei Jutta von 6 Grad Ost vorbei. Sie hat nicht nur wundervolle Fotos gemacht, sondern findet auch die passenden Worte für dieses eisblaue Meisterwerk.


Wie lange dauert eine Tour?
Es ist alles von einer Halbtagestour bis zu mehrtätigen Abenteuertrips möglich. Die Dauer für unsere Tour lag bei 3 Stunden, davon waren wir ca. 1,5 Stunden in der Eishöhle, bzw. draußen am Gletscher. Es war immer auch ein Guide in der Höhle für jene, die lieber die Zeit dort nutzen wollten. Die kurze Wanderung vom Parkplatz zum Eingang der Eishöhle dauerte je 15 Minuten und die Fahrt bis zu selbigem ca. 30 Minuten pro Strecke. Andere Touren haben zum Teil einen höheren Anteil an Wanderzeit zur bzw. zwischen den besichtigten Höhlen.
Können Eishöhlen auch im Sommer besichtigt werden?
Eishöhlen können nur im Winter, meist im Zeitraum zwischen Oktober/November und Mitte März besichtigt werden. Im Sommer sind die Höhlen natürlich auch da, aber die Einsturzgefahr ist viel zu groß. In letzter Zeit häufen sich die Unfallmeldungen wagemutiger Touristen, die auf Eisschollen oder Gletscherausläufern zu ungeführten Touren aufbrechen. Nicht nur deshalb gilt: Die Besichtigung der Höhlen darf nie ohne Guide erfolgen. Mit bloßem Auge und ohne Erfahrung ist es nicht möglich einen verregneten Stein von einem vereisten Gesteinsbrocken zu unterscheiden.

Leuchten Eishöhlen wirklich so wunderschön blau?
Nicht alle Eishöhlen sehen gleich aus und von tiefem dunkelblau bis fast unnatürlich schrill leuchtendem türkis haben wir alles gesehen. Manchen Stellen sind auch einfach nur milchig weiß. Warum diese Unterschiede? Die Farbe hängt davon ab wie stark und dicht das Eis gepresst wurde und ob darin Luft enthalten ist. Eisschichten, die tief unter der dicken Schnee-und Eisdecke des Gletschers liegen sind meist frei von Lufteinschlüssen und schimmern in den schönsten Blautönen.
Wenn die Temperaturen ansteigen bzw. wenn UV-Strahlung auf das Eis trifft entstehen nach und nach kleine Luftlöcher im Eis, die es recht bald milchig-weiß oder grau werden lassen. Gleiches gilt für die Eisberge in der Gletscherlagune. Alle Eisberge, die noch türkisblau leuchten sind erst vor kurzem umgekippt. Je länger sie den wärmeren Temperaturen und der Sonne ausgesetzt sind, desto schneller verlieren sie ihre blaue Farbe.
Wie kalt ist es in einer Eishöhe?
Nicht so kalt wie die Bilder vermuten lassen. Besonders wenn draußen der Wind und Regen peitscht ist es innen gefühlt wärmer, da Du wind- und bis auf das herab tropfende Wasser auch regengeschützt bist. Wir waren trotz allem im perfekten Zwiebellock gekleidet (Thermounterwäsche, T-Shirts, Pullover, dicker Schal, Skihose). Hauptsache warm und wasserfest! Wichtig: Jeans sind äußert unpraktisch weil sie dich sehr schnell auskühlen, sobald sie einmal nass geworden sind.
Reservierung oder spontan sein?
Auch im Winter wird Island immer mehr zu gefragten Destination für Touristen aus aller Welt, sodass die Eishöhlen-Touren meist Wochen im Voraus ausgebucht sind. Wenn euch das Wetter bei der Anfahrt einen Strich durch die Rechnung macht ist das schöne Geld für die Tour leider futsch. Deshalb sucht euch unbedingt eine Unterkunft in der Nähe, denn auch bei Regen und Sturm finden die Touren statt solange es keine Gefahr für die Besucher darstellt. Wir sind von Vík bis Jökulsarlon knapp 200 km gefahren. Das ist im Sommer schon sportlich, im Winter schlichtweg vollkommener Wahnsinn! Noch abenteuerlicher sind Tagesausflüge von Reykjavik aus. Mach das – wenn es gar nicht anders geht – im Rahmen einer geführten Tour, dann musst Du Dich zumindest nicht um das anstrengende Fahren bei winterlichen Bedingungen kümmern. Die wichtigste Regel im isländischen Winter: Sicherheit geht vor!
PS. Unsere Rückfahrt nach Vík war übrigens fantastisch. Dank des starken Regens und einem Temperaturanstieg auf 4 Grad (tschakka!!) wurde sämtlichtes Eis von der Straße gespült und wir konnten ordentlich Meter machen. Insgeheim haben wir uns schon auf eine Nacht irgendwo zwischen Jökulsarlon und VÍk eingestellt, da wir bei aufziehender Dunkelheit alles wollten nur nicht mehr über Schnee und Eis zu schlittern. Alles in allem also ein ganz normaler Valentinstag, nicht wahr?
Nun bist Du dran: Hast Du schon einmal die Wunderwelt Eishöhle besucht? In welcher Höhle bist Du unterwegs gewesen und wie waren eure Eindrücke? Wir freuen uns, neue tolle Eishöhlen über Deine Tipps kennenzulernen. Und natürlich freuen wir uns über Dein abenteuerlichstes Valentinstags-Erlebnis. Weitere Ideen für deinen Island Wintertrip findet du auf unserer Roadtrip Übersicht für Islands Süden.
Hinweis: Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Guide to Iceland entstanden. Unsere eigene Meinung bleibt davon natürlich wie immer unberührt.