Wir haben immer noch Herzklopfen, wenn wir an den Banff Nationalpark denken: Wälder und Berge scheinen hier gar nicht aufzuhören. Mit jedem Meter ändert sich die Landschaft, es bleibt immer schön, immer spektakulär. Und dann und wann taucht in den Panoramen ein besonderes Juwel auf. Etwas, das es noch schöner macht als ohnehin schon. Der Banff Nationalpark ist bekannt für seine traumhaft schönen Seen, die so unwirklich türkis leuchten, dass man meint hier wurde mit Photoshop nachgeholfen. Fotos wirken fast schon unecht und wir mussten erst selbst dort stehen, um zu verstehen: Es ist traumhafter hier als es das schönste Foto der Welt vermitteln könnte.
Der Lake Louise im Sonnenuntergang
DER Touristenmagnet im Banff Nationalpark ist der Lake Louise. Ehrlich gesagt: Der See ist schön, wirklich! Aber sicherlich nicht der schönste Ort im Park. Wir können auch einfach nicht ausblenden, dass mit dem gewaltigen The Fairmont Banff Springs ein rieser Hotelkomplex die Idylle stört. Und natürlich tummeln sich hier tagsüber jede Menge Touris am Ufer und auch auf dem See. Für 50 Dollar pro Stunde kann dort ein Kanu gemietet werden und man fährt mit dutzenden anderen Touristen auf dem See herum. (Zum Vergleich: Im Wells Gray Provincial Park haben wir für 50 Dollar das Kanu einen kompletten Tag bekommen und waren mutterseelenallein unterwegs!) Aber ja, auch wenn hier der Tourismus gnadenlos zuschlägt: Der Lake Louise ist trotzdem sehr schön. So richtig besonders wird es hier rund um den Sonnenuntergang. Die Touristenbusse sind dann schon abgereist und es wird leer am Ufer. Genau die richtige Stimmung, um den Zauber des Sees einzufangen. Auch zum Sonnenaufgang ist ein Besuch schön. Denn vor 9 Uhr sind kaum Touristen unterwegs und das Naturerlebnis steht im Vordergrund.
Wandern zum Lake Agnes Tea House
Es ist die Klassiker-Wanderung am Lake Louise: Durch den Wald hinauf zum Lake Agnes Tea House und wer mag noch ein bisschen weiter zu the Big Beehive. Von dort gibt es einen traumhaften Ausblick auf den milchig-türkisblauen Lake Louise. Los geht’s am Seeufer und von da an stetig bergan durch den Wald hinauf. Wir sind bei 28 Grad unterwegs, da sind wir richtig dankbar für den Schatten. Auf etwa halbem Weg eröffnet sich nach links kurz ein Blick auf den Lake Louise, ansonsten ist der Weg leider ohne Aussicht und führt monoton durch den Wald. Etwa 20 Minuten vor dem Lake Agnes Teahouse gönnen wir uns noch eine kleine Pause am Mirror Lake. Nun noch einmal Zähne zusammenbeißen und die letzten steilen Meter hinauf bis zum Teehaus erklimmen.
Geschafft! Bei dem schönen Wetter ist die Terrasse komplett voll und wir hocken uns in den gemütlichen aber stickigen Innenraum. Eine heiße Tasse Tee tut nach der Wanderung so richtig gut, dazu ein gutes Sandwich und einen leckeren Apple Crumble. Übrigens: Das Team vom Lake Agnes Tea House muss alle Zutaten, Getränke und Essen in Rucksäcken und mit Eseln nach hier offen schaffen. Eine Truppe bleibt dann für ein paar Tagen oben bevor das nächste Team nachrückt und übernimmt. Auch Müll wird auf gleichem Weg wieder hinunter geschafft.
Am Lake Agnes hocken wir uns noch eine Runde in die Sonne. Aber die Muße reicht heute nicht aus, um noch weiter hinauf zum Big Beehive zu steigen (Anmerkung: In diesem Moment wussten wir noch nicht, wie nett die Aussicht von dort oben ist. Dann hätten wir bestimmt den weiteren Anstieg noch in Kauf genommen!). Zurück zum Lake Louise ging es flott, in rund 45 Minuten waren wir wieder unten. Gesamtstrecke knapp 9 km, inklusive Pause seid ihr gute 3 Stunden unterwegs, Höhendifferenz gut 500 Meter.
Zum Sonnenaufgang an den Peyto Lake
Der schönste Blick auf den Peyto Lake eröffnet sich am Vormittag, wenn die Sonne das Wasser noch türkiser leuchten lässt als sonst. Am Ende des Parkplatzes führt ein schmaler Pfad in ca. 10 Minuten hinauf zur Aussichtsplattform. Der bequeme Reisegruppen-Tourist hat es nicht ganz so weit: Busse dürfen auf einem Parkplatz weiter oben parken; der Weg zur Plattform wird auf wenige Schritte ohne Höhendifferenz verkürzt. Früh am Morgen ist es hier noch ruhig, aber kaum ist es 9 oder 10 Uhr wird es voll, das Drängeln und Schieben auf der Plattform beginnt und der Krieg der Selfiestangen ist eröffnet. Unglaublich wie sich Menschen verhalten können wenn es um das schönste Foto geht.
Unser Tipp: Einfach ein paar Schritte vor die Plattform gehen und sich mit behutsamen Schritten (der Boden ist hier etwas rutschig) Richtung Kante zu den Bäumen bewegen. Von hier hat man nicht nur schönere Fotomotive, sondern auch seine Ruhe. Übrigens lohnt wie immer beim Fotografieren auch mal ein Blick nach rechts und links für andere Perspektiven auf den Peyto Lake. Oder wie auch schon beim Lake Louise: Kommt zum Sonnenauf- und untergang und ihr seid fast für euch alleine oder trefft hier auf Menschen, die genau wie ihr die Stille sucht.
Wandern zum Bow Summit
Kaum zu glauben: Aber wenn ihr euch wenige Meter von der Plattform und dem Parkplatz entfernt seid ihr ganz allein auf weiter Flur. Die Wanderung zum Bow Summit, dem höchsten Punkt auf dem Icefields Parkway zwischen Jasper und Lake Louise, belohnt euch mit einem tollen Blick auf den Peyto Lake. Die Vegetation hier oben auf rund 2.000 Metern ist besonders: Wir sind am Rand der Baumgrenze, auch im Sommer kann es hier jeden Tag schneien. Zum Teil haben uns Anfang Juni noch größere Schneemengen den Weg versperrt, daher ist unsere Wegstrecke nicht repräsentativ. Die Tour von der Aussichtsplattform, dann hinauf zum Bow Summit und zurück zum Parkplatz dauert ungefähr 2 Stunden (mit Fotostops), Strecke ca. 4 Kilometer und 190 Höhenmeter. Festes Schuhwerk und Wechselkleidung ist hier Ende Juni auf jeden Fall noch ratsam, denn das Wetter kann sich schnell ändern und dort oben ist es teilweise auch empfindlich kalt.
Unser Liebling in den Rockies: Der Moraine Lake
Das Herz schlägt immer noch höher wenn wir an den Moraine Lake denken. Die Aussicht oben auf dem Rock Pile, hinein in das Valley of the Ten Peaks, die sich im türkisblauen See spiegeln. Die Aussicht hat uns begeistert, wirklich umgehauen. Wenn wir an Kanada denken, denken wir an den Moraine Lake! An unserem ersten Tag waren wir abends zum Sonnenuntergang am See. Beeindruckend – aber das Licht steht morgens einfach besser. Also sind wir am nächsten Tag noch einmal wiedergekommen. Ganz früh morgens, so gegen halb 8 waren wir dort. Die Sonne hat es noch nicht über die Gipfel geschafft. Und wir waren vollkommen allein hier. Den halben Vormittag haben wir hier oben verbracht und sind erst gegen 11 Uhr aufgebrochen. Zu schön ist morgens das Farbenspiel wenn die Sonne von Minute zu Minute den See mehr anstrahlt, bis schließlich alles in einem wunderschönen Licht vor uns liegt.
Tipp: Nehmt euch euer Frühstück mit hinauf und genießt im Sonnenaufgang ein paar Sandwiches und eine Tasse Tee. Entweder bringt ihr es von zuhause mit oder ihr deckt euch vor Ort im kleinen Coffeeshop am Seeufer ein. Ein Picknick in dieser Kulisse ist einmalig! Achtet auf die hungrigen Streifenhörnchen, die euch schneller als ihr gucken könnt die Kräcker aus der Hand mopsen. Deshalb unbedingt auch den Müll wieder mitnehmen.
Übrigens: Vom Parkplatz aus führt ein Pfad in Richtung Consolation Lakes und zweigt wenige Meter später nach rechts in Richtung Lake Moraine ab. Von hier aus führt ein breiter Weg hinauf zum Aussichtspunkt über den See, dem sogenannten Rockpile. Man kann natürlich auch vom Seeufer aus den Rockpile sprichwörtlich über Stock und Stein erklimmen (und dabei allen Fotografen und Panoramagenießern vor die Linse laufen). Also: Lieber hinten rum!
Die Straße zum Moraine Lake ist von Anfang Juni bis Mitte Oktober geöffnet. Zu Beginn der Saison war es hier noch angenehm leer. Im Sommer liest man nicht selten von langen Staus und Wartezeiten, in denen sich Autos, Wohnmobile und Busse die Straße vom Lake Louise hier hinauf schieben.
Wandern im Bärenland
Das Gebiet rund um den Moraine Lake gilt als beliebte Region für Bären. Am Eingang zu den Wanderwegen (z. B. zu den Consolation Lakes) stehen Schilder, die eindringlich warnen natürlich auf dem Weg zu bleiben und mindestens zu viert unterwegs zu sein. Bei unserem Besuch war die Gruppengröße lediglich eine Empfehlung, später im Jahr (Juli / August) ist es verpflichtend. Zugegeben: Mit dem Wissen im Hinterkopf sind wier zu zweit mit einem mulmigen Gefühl gewandert. Es war schon recht spät am Tag und wir sind nach etwa einer halben Stunde wieder umgekehrt. Nennt uns paranoid: Aber wenn es überall im Gebüsch raschelt, ihr kaum einer Menschenseele begegnet und aus dem Wald zwischendurch immer wieder laute Bärenpfeifen schrillen, dann haben wir doch lieber den Rückzug angetreten und das Panorama oben am Lake Moraine genossen.
Noch mehr Wanderungen im Banff Nationalpark?
Die beste Übersicht an Wanderungen im Banff, Jasper und auch Yoho haben wir aus dem englischen Lonely Planet genommen. Ein ganzer Reiseführer über diese drei Parks bietet euch Informationen in Hülle und Fülle und reicht für mindestens eine Handvoll Besuche. Neben Übersichtskarten findet ihr zu jeder Wanderung Kurzbeschreibungen und Zahlen, Daten, Fakten zu Länge, Höhenmeter und Anfahrtsmöglichkeiten.
Schöne Tipps zum Banff Nationalpark findet ihr unter anderem auch auf diesen Blogs:
- Reisen Fotografie Blog: Melanie & Thomas waren nur wenige Wochen vor uns in Kanada.
- Black dots white spots: Susi hat schöne Tipps zum Banff abseits des Mainstreams. Und sie ist Banff-Wiederholungstäterin – wir können dich so gut verstehen :-)
- Takly on tour: Tanja reist mit dem Wohnmobil durch den Banff Nationalpark
- Dinkyland: Banff kann auch im Winter ein wunderbares Reiseziel sein!
Welches ist euer Lieblingssee im Banff Nationalpark? Es gibt schließlich genug, auch entlang des Icefields Parkways warten genug Highlights, wie z. B. der Herbert Lake. Oder weiter südlich in Banff die Vermillion Lakes oder der Lake Minnewanka. Also, immer her mit euren Reisegeschichten aus dem Banff und ab damit in die Kommentare.
Die Wanderungen dort sind wirklich der Wahnsinn! Eure Bilder bringen das super rüber ;)
Danke Christian, dann haben wir ja alles richtig gemacht :-) In den nächsten Tagen kommen noch ein paar Wanderempfehlungen – unter anderem unsere Lieblingstour durch den Johnston Canyon. Du kennst dich ja nur zu gut dort aus :-)
Liebe Anke & Thorsten! Eure Bilder laden ein zum Träumen. – Sie sind unglaublich. Mir fehlen gerade die Worte. Nach dem ich die Bilder gesehen habe, habe ich gleich nach einem Shop geschaut und bin fündig geworden, es wäre echt zu schade wenn das Talent von Euch nicht publiziert werden würde. Habt Ihr schon mal darüber nachgedacht, neben Kalendern auch Reiseführer oder Bildbände zufüllen? Gibt es da vielleicht schon was? Ausserdem war das bestimmt die beste Photobomb, ever. xx, kaja
Hallo Kaja,
danke für so viel Lob!! Schön, dass dir unsere Kalender gut gefallen! Wir überlegen Reiseführer als eBooks zu publizieren, das ist natürlich auch eine Menge Arbeit. Derzeit haben wir nur unsere Kalender im Angebot. Je nach dem wie gut die einzelnen Titel laufen planen wir dann weiter :-)
Liebe Grüße
Anke & Thorsten
Den Lake Louise fand ich jetzt auch nicht so toll, aber der Peyto Lake war der Hammer! Und auch der Moraine Lake war toll, allerdings hat es bei unserem Besuch im Mai dieses Jahr geschneit :-) Und ich hab mich schrecklich in Kanada verliebt und werde hoffentlich irgendwann noch einmal in dieses tolle Land fliegen!
Hallo Anke,
Wahnsinn, was für tolle Bilder! Wie du schon schreibst, das türkisblaue Wasser glaubt man kaum… Bei so wunderschönen Bilder kriege ich gleich dermaßen Fernweh, und das obwohl der nächste Trip nach Island schon in der Planung ist…. :-)
Der Banff Nationalpark steht auch absolut auf meiner Bucket List, und dein Post bestätigt das absolut!
Liebe Grüße
Julia
Schöne Bilder und tolle Eindrücke. Wir sind im September 19 dort und werden am Lake Louise den Plain of six glaciers trail, sowie am Moraine Lake den Sentinel pass trail wandern. Leider ist der Parkplatz am Peyto Lake diese Saison voraussichtlich bis November gesperrt. Dafür hatten wir das große Glück, Tickets für den Lake O‘Hara Bus zu bekommen – dafür verzichten wir gerne auf den Peyto Lake :-D