Das erste Mal sind wir heute gegen halb 4 aufgewacht und waren überrascht, dass es draußen schon hell war. Als wir um Mitternacht schlafen gegangen sind, war es ja schließlich noch hell. Das wird nicht das letzte Mal sein, dass uns die Helligkeit hier oben im hohen Norden verwundert.
Nach ein paar weiteren Stunden Schlaf ging es erst einmal hungrig Richtung Frühstück. Es gab verschiedene Brot- und Brötchensorten, Kekse, einfachen Aufschnitt, Porridge, Wassermelone und ein wenig Gemüse. Nichts außergewöhnliches, aber man konnte sich gut für den Tag stärken. Für unsere erste Fahrt nach Thingvellir wurde direkt mal die GoPro an der Windschutzscheibe montiert. So schnell wie die Stadt gestern da war, so schnell war sie heute auch wieder verschwunden.
Auf geht’s nach Thingvellir
Nach nicht einmal 10 Minuten waren wir wieder komplett im Grünen. Lediglich der ein oder andere Kreisverkehr verrät uns, dass die Zivilisation noch in greifbarer Nähe sein muss. Auf der Straße Nr. 36, die kurz hinter Reykjavik von der Ringstraße östlich Richtung Thingvellir abzweigt, wurde die Landschaft mal hügeliger und mal flacher, war grün mit dem ein oder anderen braunen und grauen Tupfer und der Verkehr bestand hier nur noch aus vereinzelten Touristenfahrzeugen.
Unsere erste Station ist der Nationalpark Thingvellir, den man nach circa 40 Minuten erreicht. Thingvellir ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderer Ort: Zur Zeit der Besiedelung durch die Wikinger fanden hier regelmäßige gesetzgebende Versammlungen statt.
Gleichzeitig wird hier das Auseinanderdriften der amerikanischen und europäischen Kontinentalplatte sichtbar. Jedes Jahr entfernen sich die beiden Erdplatten um ca. 2 Zentimeter voneinander. An vielen Stellen ist hier die Erde „aufgeplatzt“, durch manche der Spalten kann man wandern, an anderen Stellen sind die Spalten mit kristallklarem Wasser gefüllt und laden sogar zu geführten Tauch- und Schnorcheltouren ein.
Vom Parkplatz des Visitorcenters führt ein kurzer Weg entlang der Felsen hinunter in Richtung des Sees Thingvallavatn. Die zerklüfteten und bewachsenen Felsen ragen hier immer wieder aus der Erde und zeigen eindrucksvoll das Auseinanderdriften der tektonischen Platten.
Der Öxararfoss ist ein schöner Wasserfall, der nach einem kurzen Wanderweg vom Parkplatz aus über Holzstege erreicht werden kann. Thingvellir bietet jede Menge Highlights, sodass wir uns dazu entschließen am Ende unserer Rundreise noch einmal nach hier zu kommen. Zusammen mit dem Wasserfall Gullfoss und dem Geysir Strukkur bildet Thingvellir den sogenannten “Golden Circle”.
2 auf einen Streich – Hraunfossar und Barnafoss
Auf dem Weg nach Borgarnes fuhren wir noch einen schönen Umweg zum Wasserfall Hraunfossar und dem direkt daneben gelegenen Barnafoss. Zunächst nehmen wir von Thingvellir aus eine Abkürzung über die Straße 48. Die immer wieder auch mit Schlaglöchern durchsetzte Schotterpiste – auf der man mit einem SUV sicherlich auch die erlaubten 80km/h fahren könnte – führt uns zum Hvalfjördurfjord.
Die Fahrt entlang des Fjords lohnt sich und ist eine schöne Alternative zum neu errichteten Tunnel, der zwar schnell aber auch unspektakulär unter dem Fjord hindurchführt. Kurz vor Borgarnes geht es dann rechts ab auf die Straße Nr 50, die später über die Nr. 518 bzw. 519 zu den beiden Wasserfällen führt.
Von einem kleinen Parkplatz aus kann man fußläufig die beiden Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss erreichen. Der Hraunfossar fließt auf einer Strecke von mehreren hundert Metern in vielen kleinen Wasserfällen und Rinnsalen in den Fluss Hvíta. Von einer Fußgängerbrücke aus blickt man dann rechts auf den Barnafoss.
In der Ferne kann man immer wieder tolle Ausblicke auf den Gletscher Langjökull erhaschen. Insgesamt fährt man für diesen Abstecher zu den Wasserfällen ca. 110 km, die laut Routenplan eigentlich erst für Morgen oder Übermorgen vorgesehen waren. Da wir aber heute nur einen Teil des Golden Circle besichtigt haben passte dieser Ausflug wunderbar in unseren Nachmittag.
Wie so oft ranken sich auf Island um Wasserfälle und Felsformationen jede Menge Sagen und Erzählungen. So auch beim Barnafoss, was übersetzt so viel wie Kinderwasserfall bedeutet. Der Legende nach lebte einst in der Nähe eine Familie mit zwei Kindern. Als die Eltern eines Tages abends nach Hause kamen waren die Kinder verschwunden. Sie sind von einer Steinbrücke in den Wasserfall gestürzt und ertrunken. Aus Wut und Trauer über den Verlust ihrer Kinder hat die Mutter die Brücke zerschlagen.
Das Schild mit der Aufschrift “Braut” haben wir schon auf dem Hinweg wahrgenommen und es nun für einen kurzen Fotostop benutzt. “Braut” bedeutet übersetzt soviel wie “Piste” und bezeichnet in diesem Fall eine kleine Stichstraße. Als frisch verheiratete Frau haben wir die Bedeutung des Schildes kurzerhand natürlich zweckentfremdet und für ein Portrait wörtlich genommen.
Ein verschlafenes Nest mit fantastischem Essen
In Borgarnes erwartet uns ein vollkommen verschlafenes Nest (ca. 1.800 Einwohner) in dem leider sehr viele Häuser einfach leerzustehen scheinen. Es regnete inzwischen sehr stark und wir wollten heute Abend nicht lange nach einem Restaurant suchen. Nur wenige hundert Meter vom Hotel Borgarnes entfernt liegt das Restaurant im Landnahmezentrum. Das Essen war fantastisch: Das Lamm und die Langusten waren ja schon richtig lecker, aber der Schokoladen-Lavakuchen mit Vanilleeis als Dessert war dann die Krönung. Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern – Glück pur!
Zahlen & Fakten zum Tag
Start/Ziel | Reykjavik/Borgarnes |
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Gefahrene Strecke | ca. 270 km |
Unterkunft | Hotel Borgarnes |
Restaurant | Restaurant im Landnahmezentrum |
Aktivitäten | Nationalpark Thingvellir / Besuch des Wasserfalls Öxararfoss Fahrt entlang des Hvalfjörður Fjords Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss |
Wow, da hattet ihr ja richtig Glück mit dem Wetter. Ich erinnere mich an das verregnete Thingvellir nur allzu gerne zurück ;-) Warum habt ihr denn an diesem Tag nur einen Teil des Golden Circles gemacht? Besonders Strokkur fand ich super. Und natürlich herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit. Island ist ja mal ein ungewöhnliches Ziel für die Flitterwochen !
Hallo Sven,
das mit dem Wetter ist auf Island ja immer so eine Sache. Für den Nachmittag war beim Strokkur und beim Gullfoss nicht so gutes Wetter angesagt. Da wir am Ende unserer Rundreise ohnehin noch einmal eine ausgiebige Golden-Circle Tour geplant haben war das heute nur ein erstes Anschnuppern. (Zumal ich finde, dass man bei Thingvellir gut und gerne einen ganzen Tag verbringen kann).
Danke für deine Glückwünsche :-) Wir lieben die nordischen Länder und da Island schon so lange auf unserer Wunschliste stand haben wir es uns das jetzt erfüllt. Auch die Alternativen wie der Nordwesten der USA/Kanada oder Alaska wären ja nordisch angehaucht gewesen ;-)
Viele Grüße und schau doch bald wieder vorbei,
Anke
Hallo ihr zwei,
sehr schöner Bericht über Island, den ich gerne als Basis für die Planung meiner Island-Rundreise nehme, da ich auch ungefähr den gleichen Zeitrahmen habe! Eure Fotos sind wie immer auch der Hammer!
Liebe Grüße
Lisa
Lisa